Keramische Fliesen gehören in Wohnhäusern, aber auch in Büros und Industrieanlagen zu den stabilsten Bodenbelägen. Aufgrund ihrer Eigenschaften kommen sie gut mit Abrieb und Belastung zurecht.
Es kommt hier allerdings vor allem auf die Art der Belastung an. Während manche schwere Möbel oder einen Tresor oder platzieren möchten, sollen die Fliesen bei anderen auf der Terrasse einen schweren Grill aushalten. Woanders dienen Fliesen hingegen als Garagenboden für Fahrzeuge.
Natürlich spielt ebenfalls das Material und die Dicke der Fliese eine entscheidende Rolle. Mit welchem Gewicht keramische Fliesen klarkommen können und welche anderen Faktoren noch einen Einfluss auf die Bruchkraft haben, beleuchten wir in diesem Beitrag.
Tipp: Für einen besseren Überblick über die einzelnen keramischen Fliesentypen empfehle ich Ihnen unseren Übersichtsartikel zu den Unterschieden zwischen Steingut, Steinzeug und Feinsteinzeug.
Maximalbelastung von Keramikfliesen
Bei der Beanspruchung der Fliesen im Alltag muss man zwischen der sogenannten stationären Gewichtsbelastung durch Möbel, Anlagen, Öfen usw. und der mechanischen Beanspruchung durch bewegende Objekte wie etwa durch Fahrzeuge unterscheiden.
Belastung durch stationäre Belastung
Um es einfach zu halten, sei gesagt, dass die stationäre Belastung in normalen Haushalten durch Möbel und Elektrogeräte kein Problem darstellt, solange beim Verlegen keine Hohlräume entstanden sind.
Gerade die äußerst beliebten Feinsteinzeugfliesen halten bei einer verklebten Verlegung auf einem Estrich gut und gerne ein Gewicht bis zu 1000 kg pro Fliese/Platte aus. Liegen die Fliesen auf einer Terrasse auf sogenannten Stelzlagern, so fordert die DIN eine Punktlast von 4.000N = also ca. 410 kg.
Achtung: In Wohnräumen sind Fliesen mit einer Dicke von 9 mm die beste Wahl. In Werkstätten und Hobbyräumen können Sie auf 12 mm dicke Fliesen zurückgreifen. Um keine Schäden zu riskieren, würde ich persönlich von den derzeit im Trend liegenden, 3 mm dünnen Fliesen abraten.
Belastung beim Befahren von Fliesen
Achten Sie beim Befahren der Fliesen darauf, dass die Fliesen den Anforderungen entsprechen. Andernfalls kann es zu Brüchen auf den Fliesen kommen. In diesem Zusammenhang kommen die Begriffe Bruchlast Biegefestigkeit ins Spiel, die in DIN EN ISO 10545-4 abgehandelt sind.
Wie hoch die Beanspruchung für die keramischen Fliesen beim Befahren ist, hängt allerdings weniger von der Größe und dem Gewicht des Fahrzeugs, sondern vielmehr von der Art der Bereifung ab.
Hier sind luftbereifte Fahrzeuge wie PKW noch relativ unproblematisch, während z. B. Hubwagen auf Stahlrollen den Fliesen auf gewerblichen Flächen und in Industrieanlagen stark zusetzen können.
Kurzgesagt: Für normale Garagen sollten Sie Feinsteinzeugfliesen aus der Belastungsgruppe II verwenden. Mit einer Bruchkraft von 1500 bis 3000 Newton stellen PKW und Lieferfahrzeuge kein Problem für die Fliesen dar.
Für weitere Details zur Bruchkraft, Biegefestigkeit und Hinweisen für Gewerbe- und Industrieflächen empfehle ich Ihnen, den Exkurs im nächsten Unterpunkt zu lesen. Wohnungs- und Hausbesitzer können zum letzten Punkt springen. Dort geht es um Bedeutung des Unterbodens für die Belastung der Fliesen.
Exkurs: Belastungsgruppen, Bruchkraft und Biegefestigkeit von Fliesen
Um potenziellen Käufern das Leben zu erleichtern, werden Fliesen in fünf Beanspruchungsgruppen eingeordnet. Dabei ist vor allem der Wert der Bruchkraft entscheidend. Dieser Wert wird in Newton (N) angegeben und zeigt, mit wie viel Gewicht eine Fliese belastet werden kann, bis sie zerbricht.
Neben der Bruchkraft ist auch die Biegefestigkeit nach DIN EN ISO 10545-4 ein wichtiger Parameter bei der Gewichtsbelastung von Fliesen. Die Biegefestigkeit wird in N/mm² angegeben und verdeutlicht, wie viel Widerstand die Fliese der mechanischen Belastung entgegensetzen kann.
Dabei gilt die Annahme, dass sich Biegefestigkeit und die Bruchkraft erhöhen, wenn die Fliesen kleiner, quadratisch und dicker sind. Ein kurzer Vergleich mit derselben Fliese macht die Unterschiede deutlich:
Übersicht über die Beanspruchungsgruppen von Fliesen und deren Anwendungsbereiche
Beanspruchungs- gruppe | Bruchkraft nach EN ISO 10545-4 | Anwendungsbereiche |
1 | < 1.500 | Wohnungsbau, Hotel |
2 | 1500 – 3000 | Verkaufsräume, Verwaltung, Garagen Befahrung mit luftbereiften Fahrzeugen |
3 | 3000 – 5000 | (Lebensmittel-)Einzel- und Großhandel, Flurförderverkehr mit Superlastik-, Vollgummi- und Vulkolanbereifung |
4 | 5000 – 8000 | Selbes Gewerbe und Industrie wie 3 + befahrbar mit Polyamidrollen |
5 | > 8.000 | Fabrikations-, Montage- und Lagerhallen Schwerlastbereiche mit Flurförderverkehr mit Polyamidrollen |
Zusammenfassend kann man sagen, dass besonders Fliesen aus Feinsteinzeug äußerst stabil sind. Allerdings ist eine Fliese nur so belastbar wie der Untergrund, auf dem sie verlegt ist. Daher schauen wir uns im nächsten Abschnitt die Bedeutung der Unterbodenkonstruktion einmal genauer an.
Der Untergrund beeinflusst die Belastbarkeit von Fliesen
Für sich genommen haben Fliesen (besonders Feinsteinzeugfliesen) eine fast schon absurd starke Druck- und Biegefestigkeit. Betrachtet man allerdings bereits verlegte Fliesen mit einer Unterkonstruktion aus Estrich und Fliesenkleber oder Stelzenlagern bei Terrassen, so verändert sich das Gesamtbild.
Während eine 8 mm dicke Feinsteinzeugfliese z. B. eine Druckfestigkeit von 350 N/mm² besitzt, beträgt der Wert bei einem Betonestrich nur 35 N/mm² und bei einem Flexkleber lediglich 5,5 N/mm². Bei dieser Konstruktion muss man also das schwächste Glied der Kette besonders gut im Auge behalten.
Planst du, deine Fliesen einem hohen Gewicht auszusetzen, darf bei der Verlegung nichts schief gehen. Die Arbeit mit dem Fliesenkleber muss fachgerecht und hohlraumfrei erfolgen. Auch der Estrich oder die Entkopplungsmatten sollten frei von Schäden sein und den einschlägigen Normen entsprechen.
Wenn sich nach dem Fliesenlegen Hohlräume bilden oder Risse auf dem Estrich nicht ausreichend ausgebessert werden, hilft auch die stärkste Fliese nicht. In dem Fall droht einschlägige Rissbildung oder gar das Ablösen bzw. Herausbrechen von ganzen Fliesen.
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