Einige von uns würden auf Fugen am liebsten verzichten. Für Sie stören Fugen nur das Erscheinungsbild einer ansonsten glatten Fläche und sind zudem auch noch lästige Schmutzfänger. Doch so ganz einfach verzichten lässt sich auf Fugen leider nicht.
In den meisten Fällen können Fliesen nicht fugenlos verlegt werden! Das liegt daran, weil Fugen wichtige Funktionen erfüllen müssen und nicht nur aus rein optischen existieren. Besonders in unseren klimatischen Begebenheiten sorgen Fugen dafür, dass unsere Fliesen möglichst keine Schäden davon tragen. Natürlich gibt es aber auch nützliche Kompromisse und Alternativen, die einem fugenlosen Boden sehr nahekommen.
Wieso Fugen für Fliesen so wichtig sind!
Das Anbringen von Fugen erfolgt in erster Linie nicht aus optischen, sondern aus praktischen Gründen. Fugen haben nämlich einige nützliche Funktionen, welche dabei helfen, die Fliesen zu schonen und ihnen eine möglichst lange Lebensdauer zu ermöglichen. Einige wichtige Vorteile sind folgende:
Fugen helfen Fliesen bei Temperaturschwankungen
Der deutschsprachige Raum ist nicht gerade für sein ganzjährig gleichbleibendes Klima bekannt. Bei den Temperaturunterschieden in den Jahreszeiten ist es völlig normal, dass sich die einzelnen Fliesen sowie die Baustoffe im Unterboden leicht ausdehnen und wieder zusammenziehen.
Auch wenn diese Veränderungen für uns im ersten Moment nicht erkennbar sind, wirken dennoch sehr große Kräfte auf den Boden, welche natürlich auch Spannungen erzeugen. Damit diese Spannungen keine Schäden (Stichwort: Spannungsrisse) an den Fliesen verursachen, kommen Fugen zum Einsatz.
Nur durch Fugen lässt sich die Wirkung dieser Kräfte auf die gesamte Bodenfläche verteilen. In diesem Fall stellt also beispielsweise eine Entkopplung des Bodens auch keine zielführende Alternative zu Fugen dar.
Heutzutage kann diesem Problem bereits mit schmalen Fugen, die mit elastischem Fugenmörtel gefüllt werden, optimal entgegengewirkt werden. Besonders auf älteren Böden kann man die Folgen dieser Spannungen aber noch recht deutlich an den teilweise stark abgenutzten und beanspruchten Fugen erahnen.
Tipp: Ein häufig genutzter Kompromiss ist die Verlegung von großformatigen Fliesen mit den kleinstmöglichen Fugen. Je nach räumlichen Gegebenheiten und Fliesenart können diese Fugen sogar nur etwa 2-3 mm schmal sein. Falls Sie unsicher sind, mit welcher Fugenbreite man rechnen muss, empfehle ich an dieser Stelle unseren populären Beitrag „Breite der Fugen richtig bestimmen„.
Selbst di schmalen Fugen lassen sich noch weiter in den Hintergrund drängen, indem man sich für eine Fugenfarbe entscheidet, die dem Farbton der Fliesen ähnelt. Welche Möglichkeiten es gibt, erfahren Sie an folgender Stelle:
Achtung: Die bei uns besonders beliebte Fußbodenheizung wird im Fall von Fliesen ohne Fugen zu einem Ding der Unmöglichkeit. Durch die sehr hohen Temperaturschwankungen werden unbedingt elastische Fugen benötigt, die die Entstehung von größeren Schäden durch die Ausdehnung verhindern.
Wasserschäden werden durch Fugen unwahrscheinlicher
Bei einer hohen Belastung durch Feuchtigkeit stoßen fugenlose Fliesenflächen schnell auf Probleme. Zum einen besteht die begründete Gefahr, dass benachbarte Fliesen durch die bereits erwähnte Ausdehnung leicht an den Kanten beschädigt werden. Zum anderen gibt es bei fugenlos verlegten Fliesen durch Materialungenauigkeiten einen etwas größeren Spalt zwischen den einzelnen Fliesen.
Auch wenn diese beiden Punkte vielleicht nicht direkt besorgniserregend klingen, ist hier große Vorsicht geboten. Durch die so bestehenden Spalten und Risse kann Feuchtigkeit eindringen und sich unter den Fliesen ansammeln. Die Feuchtigkeit unter Fliesen wird leider oft erst bemerkt, wenn es bereits zu spät ist und es schon Schäden entstanden sind.
Fugenlose Verlegung nur eingeschränkt möglich
Im deutschsprachigen Raum raten Fachleuten von einem Verzicht auf Fugen in den meisten Fällen dringend ab. Das liegt zum Großteil an den klimatischen Bedingungen in unseren Breitengraden. Der Wunsch nach einem fugenlosen Fliesenboden entsteht nämlich meist nach der Sichtung von Bildern bzw. einem Aufenthalt in einem Land mit wärmerem Klima (z. B. im mediterranen Raum).
Tatsächlich bestehen solche Böden in Kroatien oder Italien in fast allen Fällen aus Naturstein, während bei uns der Großteil der Fliesen keramisch sind. Keramikfliesen sind für ein solches Vorhaben nämlich absolut ungeeignet, da der Naturstein beim Verlegen noch aufwendig geschliffen und poliert werden muss.
Letztendlich entspricht die Formulierung „Fugenlose Fliesen“ aber auch hier nicht ganz der Wahrheit, da sich bei der genauen Betrachtung mindestens zwei bis drei feine Fugen finden werden. Ganz ohne geht es schließlich doch nicht!
Wer jetzt aber mit der Fliesenverlegung „auf Knirsch“ (so wird eine fugenlose Verlegung übrigens auch genannt) liebäugelt, den muss ich leider vorwarnen. Die Arbeit erfordert einiges an Expertise und Genauigkeit und sollte daher NUR von einer Fachkraft durchgeführt werden.
Es kommt bei der Auswahl der Baumaterialien beim Polieren als auch beim Einsetzen auf Millimeter an. Dieser Aufwand muss nach vollendeter Arbeit dann natürlich dementsprechend hoch honoriert werden …
Alternative: Wenn Sie trotzdem nicht auf eine fugenfreie Fläche verzichten wollen, so gibt es heutzutage gute Alternativen. Eine Beschichtung mit Epoxidharz ist in vielen Fällen eine billige und sehr moderne Variante, die zur Auswahl steht. Da Epoxidharz sogar direkt auf bereits verlegte Fliesen aufgetragen werden kann, spart man sich damit sogar die lästige Entfernung. Genauere Informationen zu diesem Thema finden Sie in diesem Beitrag auf unserer Seite:
Fazit: Fugenlose Fliesen wenig empfehlenswert
Alles in allem lässt sich sagen, dass der Verzicht auf Fugen in manchen Fällen für ein besseres Erscheinungsbild sorgt, allerdings gerade in unserer Klimazone eher unpraktisch ist. Durch die im Beitrag erwähnten Nachteile ist es mehr als verständlich, wieso viele Bauexperten vor einem fugenlosen Fliesenboden dringend abraten. Dieser Fall ist also ein gutes Beispiel für das Motto „Funktionalität vor Aussehen“.
Bisher sind wir mit regionalen Natursteinen für Böden gut gefahren. Italien und Kroatien macht das wohl gut vor. Ich kann mir vorstellen, dass das Polieren für einige abschreckend wirken kann.