Wie schief dürfen Fliesen verlegt sein?

Wenn man beim Kontrollgang über die frisch verlegten Fliesen merkt, dass einige Fliesen schief liegen oder sich klar sichtbare Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Fliesen hervorheben, ist die Laune schnell im Keller.

Die typischen Probleme sind zunehmend breiter werdende Fugen, krumme Fugenverläufe oder sichtbar hervorstehende Kanten zwischen angrenzenden Fliesen, die sogenannten „Fliesenüberzähne“. Dieser Höhenversatz kann natürlich nicht nur bei Bodenfliesen sondern auch bei Wandfliesen auftreten.

In einer solchen Situation stellt man sich natürlich die Frage, wie hoch die Toleranzgrenzen bei schief liegenden Fliesen sind? Ab wann haben Sie ein Anrecht auf Nachbesserung der Fliesenfläche?

schwarz-weiß-Muster-Fliesen

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, muss Sie zunächst einmal den Ursprung des Problems ausfindig machen. Die Ursache der schief verlegten Fliesen ist nämlich entweder auf eine unzureichend durchgeführten Verlegearbeit oder aber auf mögliche Materialfehler der Fliesen zurückzuführen.

Handwerkliche Toleranzgrenzen bei schief verlegten Fliesen

Unregelmäßigkeiten bei der Verlegung der Fliesen resultieren meist in den sogenannten Überzähnen. Darunter versteht man den Höhenversatz zwischen zwei benachbarten Fliesen.

Je höher dieser krumme Überzahn, desto schneller macht er sich negativ beim herüberlaufen oder reinigen bemerkbar.

Kleinere Höhenunterschiede lassen Fliesen zwar manchmal schief wirken, sind in der Regel jedoch unvermeidbar. Ein guter Fliesenleger ist im Stande einen materialbedingten Höhenversatz gut kaschieren, indem er bei der Planung die problematischen Fliesen passend aneinander ausrichtet.

Wie so häufig im Bauwesen muss auch hier jeder Fall einzeln beurteilt werden. Bis zu welcher Höhe ein Fliesenüberzahn zulässig ist, hängt nämlich neben der Fliesengröße und der Art der Verlegung vor allem davon ab, an welcher Beurteilungsgrundlage Sie sich orientieren möchten.

Entsprechende Toleranzgrenzen für schief verlegte Fliesen finden sich im ZDB-Merkblatt, der DIN 18352 oder auch dem euroFEN-Merkblatt. Dabei schwanken die Maximalwerte für einen Fliesenüberzahn zwischen 1,3 mm bis hin zu 1,9 mm.

Jedoch ist eine Beurteilungsgrundlage natürlich nur wirklich sinnvoll, wenn man sich auf eine Regel einigt. Bei vielen Gutachtern hat sich daher die Höhe von 1,3 mm als maximal zulässige Toleranz für krumme Fliesen etabliert.

Das entspricht in etwa der Höhe einer 5-Cent-Münze und lässt sich daher schnell kontrollieren!

Zusätzlich gilt allgemeinhin, dass Überzähne höchstens auf 10 % der verlegten Fliesenfläche vorkommen sollten! Sollten Sie an weiteren detaillierte Ausführungen und Beispielen interessiert sein, finden Sie zu diesem Thema eine tolle Übersicht bei den Kollegen des „TÜV-Süd“:

Um den Höhenunterschied zwischen den Fliesen möglichst gering zu halten, setzten Fliesenleger z. B. auf ein Nivelliersystem, den verstärkten Einsatz von Kreuzfugen bzw. auch auf Ausgleichsmasse oder Entkopplungsmatten, um auch Unebenheiten auf dem Unterboden auszugleichen.

Im Vorfeld sollte jeder Fliesenleger oder Hobbyheimwerker nicht nur den Untergrund, sondern natürlich auch die Fliesen auf ihre Eignung hin überprüfen. Achten Sie dabei vor allem auf die Wölbungen der Fliesen.

Welche Materialabweichungen sind bei krummen Fliesen normal?

Grundsätzlich ist es so, dass Fliesen bereits im Rahmen der Herstellung nach Qualität und Beschaffenheit sortiert werden. Höhere Sortierklassen sind daher tendenziell weniger stark von Abweichungen betroffen.

Bei niedrigen Sortierklassen hingegen sollten Sie die Fliesen beim Verlegen lieber genau aufeinander abstimmen.

Die maximal zulässigen Abweichungen bei der Dicke und der Wölbung einer Fliese sind in DIN 14411 klar vorgeschrieben. Wird die materialspezifische Abweichung überschritten, hat auch ein herausragend guter Fliesenleger Probleme damit, die Fliesen ohne Höhenversatz zu verlegen.

Die Durchführung einer Materialprüfung ist daher ein äußerst wichtiger Aspekt der Vorbereitung!

Pool blaue Fliesen

Tipp: Das eine regelmäßige Unterhaltsreinigung der Fliesen enorm wichtig ist, weiß heutzutage jeder. Ob Sie dafür lieber zum Wischmopp oder Flachwischer greifen sollten, verrät Ihnen der folgende Beitrag:


Bei den Werten für die Abweichung unterscheidet man zwischen trockengepressten und stranggepressten Fliesen. Meist handelt es sich um trockengepresste Fliesen, da hierzu Feinsteinzeug, Steinzeug oder auch Steingut gehören. Zu den stranggepressten Fliesen zählt z. B. Cotto oder Klinker.

Abweichungen bei der Dicke der Fliesen lassen sich schnell nachmessen. Bei trockengepressten Fliesen beträgt die maximale Dickenabweichung 0,5 mm. Für stranggepresste Fliesen ist eine Abweichung bis zu 10% noch in der Norm.

Etwas aufwendiger ist die Beurteilung der Mittelwölbung der Fliese. Am einfachsten lässt sich die Wölbung mithilfe einer mittig auf der Fliese aufliegenden Wasserwaage überprüfen.

Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass sich die Fliesen entweder nach außen oder nach innen hin wölbt. Der maximal zulässige Wert dieser Wölbung beträgt 2 mm. Um die Fliesen schnell zu kontrollieren, bietet sich hier z. B. eine 10-Cent-Münze an, die in etwa 2 mm dick ist.

Auf diese Weise können Sie schnell prüfen, ob die Münze in den Spalt zwischen Wasserwaage und Fliese passt. Je nach Ausrichtung der Wölbung befindet sich der Spalt entweder in der Mitte oder an den Seiten der Fliese.

traditionelle kleine Fliesen Muster

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